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Richard Wagner (Beck'sche Reihe)

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Produktinformation
Taschenbuch: 128 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (23. August 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406637213
ISBN-13: 978-3406637216
Größe und/oder Gewicht:
11,8 x 1 x 18 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
5.0 von 5 Sternen
3 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 561.351 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Wenn man Egon Voss' "Richard Wagner"-Büchlein in Händen hält, möchte man sagen: Schade, dass Voss keine umfangreichere Wagner-Biographie geschrieben hat! Denn "Richard Wagner" ist - wie für die Beck'sche Reihe üblich - wirklich eine knappe Schrift von 128 Seiten. Und wer Egon Voss' frühere Veröffentlichungen kennt, wünscht sich (zwingend) eine ausführlichere Wagner-Darstellung aus der Voss-Feder. Voss' Aufsatzsammlung "Wagner und kein Ende" ist so gelungen, seine Werkbesprechungen in den Reclam-Ausgaben der Wagner-Dichtungen sind so pointiert-erhellend, dass jeder Wagner-Enthusiast eine voluminösere Wagner-Darstellung herbeisehnen muss.Aber immerhin gibt's jetzt dieses dünne "Richard Wagner"-Buch. Und es ist bewundernswert, wie Egon Voss auch in gedrungenem Raum seine schriftstellerischen Vorzüge unter Beweis stellt. "Richard Wagner" ist ein konzises Bändchen, das so manchen Riesenschmöker in den Schatten stellt.Egon Voss erzählt die Wagner-Geschichte nüchtern und erfrischend unaufgeregt. Voss' Vorgehen und Duktus sind von wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit geprägt. Und das, ohne je in akademische Trockenheit abzugleiten. Sein Schreibstil ist nie anbiedernd-trivial - aber Voss' Sprachgefühl sorgt dafür, dass auch komplexe Zusammenhänge verständlich (und in natürlich-angenehmem Lesefluss) dargestellt werden. Dabei ist Voss (anders als so manch anderer Wagner-Biograph) nicht nur ein Wiederkäuer von altbekannten Fakten und Geschichten. Voss bietet nicht nur eine Zusammenfassung des derzeitigen Forschungsstandes; er schafft sich auch Raum für interessante, intelligente neue Sichtweisen: So versteht er Wagners frühes Drama "Leubald" als Reaktion auf Wagners Vaterverlust (und seine Identitätskrise); und er versteht die Komposition der "Meistersinger von Nürnberg" als verdeckte Rebellion gegen König Ludwig II.Beim Gang durch die Biographie Richard Wagners verzichtet Egon Voss (dankenswerterweise) auf gefühlsselige Geschichtchen und unverbürgte Anekdoten. Stattdessen wirft Voss einen schwerpunktmäßigen Blick auf die musikalisch-dramatische, kompositorische Entwicklung Richard Wagners. Voss bespricht (und erklärt) die Handlungsabläufe der musikalischen Dramen ebenso wie die Inhalte der theoretischen Wagner-Schriften. Das ist schwierig, notwendig und ergiebig. Denn Egon Voss bemerkt mit typischer Treffsicherheit: "Es gibt kaum einen zweiten Komponisten der Musikgeschichte, dessen Schaffen so sehr vom Wechselverhältnis zwischen Theorie und Praxis geprägt ist wie Wagner" (S. 53).Mit treffsicherer Punktgenauigkeit gelangt Egon Voss auch immer wieder zu prägnanten Aussagen, die das Wesen der Wagner-Werke eindringlich veranschaulichen. Voss beweist ein bemerkenswertes Gespür für brillant-aphoristische Formulierungen, wenn er über die Bühnenwerke schreibt: Die "Feen" wirken "geradezu wie das Hohelied auf die Ehe" (S. 38). Mit den "Meistersingern" machte "Wagner seinen Frieden mit der Gattung der Oper" (S. 104). Die Tannhäuser-Figur ist "das Musterbeispiel des gebrochenen Charakters" (S. 64). "Parsifal" ist das "signifikanteste Beispiel für das, was man Kunstreligion nennt" (S. 121). Und "Rienzi" ist Richard Wagners "einzige Oper, in der die Liebe fast gar keine Rolle spielt" (S. 47).Bei aller Bewunderung fürs Wagnersche Oeuvre zeichnet Egon Voss aber auch das Bild einer problematischen Persönlichkeit. Richard Wagner "war ein Enthusiast" (S. 70) mit "expansiven Neigungen" (S. 101). In Geldangelegenheiten war er "selbstherrlich-anspruchsvoll" (S. 41), wobei er "oft anmaßend-maßlose Ansprüche" (S. 94) stellte. Seine "undiplomatische Art" (S. 39) und seine "Egozentrik" (S. 82) manifestierten sich auch in seiner "Unfähigkeit im Umgang mit Kritik" (S. 100). Richard Wagner war getrieben und besessen von einer "Scheu vor Autoritäten" (S. 50), von "Judenfeindlichkeit" (S. 72), vom "dumpfen Chauvinismus" (S. 53). Er verstand sich als "göttlich inspiriertes Genie" (S. 67), als Inkarnation "des 'deutschen Geistes'" (S. 110). Egon Voss resümiert lakonisch: "Bescheiden war Wagner nicht" (S. 74).Bei der Lektüre von Egon Voss' "Richard Wagner"-Buch spürt der Leser: Es ist gerade dieses wechselwirkende Spannungsfeld zwischen Kunst und Person, das Richard Wagner so faszinierend-spannend macht. Ist es nun wirklich schade, dass Voss keine umfänglichere Wagner-Biographie geschrieben hat? Auf den 128 Seiten des Beck'schen Bandes erscheinen Voss' Thesen wie durch ein gewaltiges Brennglas vergrößert und verdeutlicht. Egon Voss gehört zur seltenen Spezies des geistreichen, blitzgescheiten Wissenschaftlers, der wirklich etwas Originelles zu sagen hat - und es verständlich auszudrücken vermag.
Der Autor stellt den sich entwickelnden Schaffensvorgang in Wagners Werk unmittelbar ankoppelnd an sein reales Leben in vernetzter Weise vor.Er belegt, wie Werkintuition und Leben, oft Konfliktspiegel seiner Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und persönlichen Gegebenheiten war.Resümee des Rezensierenden:Ebenso wird aufgezeigt, wie absurd es eigentlich war, das der Normensprenger jedweder Konvention, ausgerechnet von eher puritanisch konservativ ausgerichteten Moralbürgern, Bildungsbürgern, zum Hausgott gemacht wurde. Das konnte nur funktionieren, in dem die skandalösen Inhalte seiner Werke praktisch selektiv ausgeblendet und neu orientiert wurden.Diese selektive Ausblendung machte den Wanderer zwischen den Welten dann zur befahrbaren Einbahnstraße nationalistischer Einfalt und Bigotterie. Die simplifizierende Überformung nahm ihren Lauf.Wagner war ein politischer Phantast, aber interessant, mit einer diesbezüglich durchaus noch nachvollziehbaren Erdung. Seine Musik bindet immer wieder ein Milieu von Schwarmgeistigkeit, wie auch das der romantischen Hysteriker, der Sinnsucher in Idealen. Die Fanatiker darunter, sind die Gefahr auch in der Zukunft, wiewohl ein ganzes Heer intellektueller Wissenschaftler verschiedenster Fachbereiche den Künstler sachbezogen geerdet hat. Wer aber Ideologie, das Heil sucht, findet seinen Hausgott. Sowohl im Pro als auch im Contra. Die Ideologen beider Richtungen bekämpfen sich noch heute.
Gutes Buch, erfreulich mythenfrei! Wer sich zum Wagner-Jahr mit der Biographie des Komponisten auseinander setzen will, für den ist Egon Voss ein guter Einstieg.
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